Ich gestehe:
Ich gebe richtig gerne Geld aus für gute Dinge. Für Qualität. Für hochwertige Lebensmittel. Für schadstofffreie Baumaterialien. Für öko-zertifizierte Kleidung.
FAST hätte ich –gemeinsam mit meinem Mann natürlich– 2021 einen Wasserfilter für Zuhause gekauft im vierstelligen Bereich. Aber ja, nur fast.
Warum? Dazu gleich mehr.
Zum Hintergrund:
Ich bin Architektin, Baubiologin (Was ist Baubiologie?) und zertifiziert als Coach. Unter Freunden war ich früh die Ökotante. Stempel drauf. Voilà.
Meine Neugier zog mich schon als Kind zu Gesundheits- und Umweltthemen hin. Mit 10 saß ich bei Oma auf der Couch und las die ApothekenUmschau, haha.
Jedenfalls war es 2021 naheliegend, dass wir nach Einzug in unser 500 Jahre altes Eigenheim für ein möglichst gesundes, ökologisch vertretbares Wohnumfeld sorgen wollten. Wir hatten uns entschieden das Gebäude etappen- und teilweise zu sanieren bzw. Instandhaltungsmaßnahmen zu ergreifen. (Mit Denkmalschutz drauf ist Zweiteres oft einfacher.)
Da standen wir also:
Riesig lange ToDo-Liste, theoretisch. Keine Million in der Portokasse, sondern mit dem Ziel, wirklich abzuwägen, wo unsere Prioritäten liegen, was für uns Sinn macht – Und an diesen Punkten bewusst zu investieren.
Wie ist der bauliche Zustand des Hauses? Was hast du für Wasserleitungen?
Unsere Wasserleitungen hat sich schließlich mein Vater genauer vorgenommen. Als Vorprüfer sozusagen. Mit mir gemeinsam.
Ein kompletter Austausch war nicht vorgesehen.
Genau wie das ganze Gebäude sind auch die Wasserleitungen das Ergebnis jahrelangen Weiterbauens.
Wir hofften, bei den Frischwasserleitungen nicht auf Blei-Elemente zu stoßen. Möglich wär’s, denn Blei hat als Werkstoff durchaus seine Vorteile. Darum wurde es früher eingesetzt. Störend ist „lediglich“, dass sich leicht Partikel lösen, die dann Gesundheit und Umwelt schwer belasten.
Fündig wurden wir nicht, zum Glück.
Aaaaber offen blieb:
- Aus welchem Material sind die unzugänglich verbauten Abschnitte des komplexen Wasserleitungssystems?
- Wie war der Zustand der doch ziemlich alten Wasserleitungen INNEN?
- Gab es Ablagerungen, die sich lösten?
In unserer Wohnung hatten wir beobachtet, dass nach längerer Standzeit das Wasser bräunlich verfärbt war und kleine, dunkle Partikel beinhaltete. Rost vermutlich.
Die vielen offenen Fragen und unsere Beobachtungen ließen mich (vorerst) zur Entscheidung kommen:
Wir brauchen *dringend* einen Wasserfilter für Zuhause.
Praktischerweise hatte ich quasi gleichzeitig eine Person kennengelernt, die einige Jahre zuvor nach ausführlicher Suche nach dem „richtigen“ Wasserfilter für Zuhause bei einem bestimmten Gerät hängen geblieben war. Gemeinsam mit ihrer Familie hatte sie sich damals für die Anschaffung entschieden.
Jedenfalls konnte ich mir über diesen Kontakt ein Gerät zum Testen nach Hause holen. Ideal.
Nach dem Anschließen und Einrichten war ich plötzlich…
Ziemlich entspannt.
Keine Sorge mehr, ob wir uns gerade selbst mit Rückständen aus alten Wasserleitungen vergifteten. Das freie Gefühl, unseren Körpern etwas richtig Gutes anzubieten. Und gleichzeitig ein neues Spielzeug für mich ( 😉 ), dessen Funktionen ich auf Herz und Nieren testen konnte.
Am spannendsten war das 2-Gläser-Spiel, wenn wir Gäste hatten:
- Finde heraus, welches das gefilterte und welches das ungefilterte Wasser ist.
Nur so viel – Man schmeckte den Unterschied tatsächlich.
Fun Fact:
Kaffee mit gefiltertem Wasser wird im Internet ja ziemlich gehyped. Quasi jede Hersteller-Firma von Wasserfiltern nutzt das als Positiv-Werbung.
Aber weißt du, was?
Ich hatte nicht nur eine Person, die bei uns den Kaffee mit UNgefiltertem Wasser bevorzugte. Weil geschmacklich besser.
„Nicht so fad. Irgendwie würziger.“
What?!
Ich wüsste gern, was DU sagen würdest.
Jedenfalls kamen wir trotz aller Begeisterung am Ende der Geräte-Test-Zeit (es war übrigens ein Aquion-Wasserfilter) zu dem Schluss, dass wir vor diesem doch etwas größeren Invest zuerst die Frage klären wollten:
Ist das Wasser in unserem Zuhause überhaupt schadstoffbelastet?
Das Leitungswasser testen zu lassen war also der nächste, richtige Schritt für uns. Und genau diesen empfehle ich dir wärmstens, bevor du dich für irgendeinen Wasserfilter für dein Zuhause entscheidest.
Klar:
Für dich selbst, für deine Familie (oder speziell fürs Baby) ist es dir wichtig, gesundes, sauberes Wasser zu nutzen.
Leitungswasser bietet sich an, weil du keine Kisten schleppen musst und weil es als eines der am besten kontrollierten Lebensmittel gilt. Wir wollen doch alle sicher sein, dass das auch in unserem Zuhause so ist, oder?
Das Ergebnis des Leitungswasser-Tests findest du hier.
Wir hatten den Test nach Anleitung durchgeführt und die Ergebnisse lagen im gesetzlichen Rahmen. Also, bei den getesteten Stoffen jedenfalls. Hier gibt es halt 2 Haken:
- Du musst darauf vertrauen, dass der gesetzliche Rahmen für dich passt. Genauer gesagt, dass der Staat gesundheitlich angemessene Grenzwerte festlegt. Tja… Was ist angemessen? Leider verändern sich die Empfehlungen immer mal wieder. Und gerade unter den Baubiologen gibt es viel Kritik, dass die gesetzlichen Anforderungen zu lasch sind. Wie entscheidest du dich: Vertrauen, ja oder nein?
- Du musst überlegen, ob dir die Auswahl an Stoffen passt, die getestet werden – oder ob du eigentlich viel mehr wissen willst. Was ist mit Asbestfasern aus alten Asbest-Zement-Rohren im öffentlichen Netz? Was ist mit Pestiziden aus Landwirtschaft und Pflanzenbau? Vieles wird abgedeckt über die Vorgaben, die dein Wasserversorger vor Ort einhalten muss. Genügen dir diese?
Statt eines sehr teuren Wasserfilters für Zuhause…
Ja, reines Trinkwasser ist eine der ganz wichtigen Säulen für ein gesundes Leben.
Nach vielem Hin- und Herüberlegen war mir schließlich klar, dass ich vorerst keinen Wasserfilter für Zuhause brauchte.
Denn großer Perfektionismus in einem Bereich –hier also 100% reines Wasser– fühlt sich nur dann gut an, wenn die Balance zu allen anderen Bereichen stimmt.
Das Pareto-Prinzip besagt:
Du kannst mit 20% der Energie 80% deines Weges zum Ziel erreichen. Für die restlichen 20% brauchst du allerdings 80% der Energie.
Wir hatten mit unserem Wassertest für vergleichsweise wenige Geld die Klarheit bekommen, dass in unserem Altbau-Leitungswasser zu Blei und anderen getesteten Stoffen keine Grenzwert-Überschreitungen vorlagen.
Für die 100%-Lösung (perfekt reines Wasser) wäre ein vierstelliges Invest notwendig gewesen.
Stattdessen macht es Sinn, für ein gesundes Umfeld im Gesamten zu sorgen:
- ein gesundes Raumklima (so wohnst du gesund)
- Weniger gesundheitsschädliches Plastik zuhause, und weniger Müll – aber bitte entspannt
- eine gesunde, stabile Psyche statt Perfektionismus und Burnout
- gesunde Oberflächen mit Lehm oder –für Freaks– mit hochwertigem Sumpfkalk
Mein innerer Perfektionismus, meine Neugier, Freude und meine Wertschätzung gegenüber gesunden, hochwertigen Dingen (wie wirklich reines Trinkwasser) werden irgendwann vielleicht dafür sorgen, dass wir uns einen Wasserfilter für Zuhause anschaffen.
Aber aktuell sehe ich sooo viele Möglichkeiten, mit relativ wenig Aufwand wirklich viel Verbesserung zu erreichen, dass ich mich den perfektionierenden i-Tüpfelchen nicht unbedingt zuwenden will.
Verstehst du, was ich meine?
Ich hoffe, dir hat dieser Blick hinter die Kulissen geholfen, selbst eine fundierte Entscheidung zu treffen.
Alles Liebe,
Kerstin