Schadstoffe in Plastik, ungewisse Gesundheitsrisiken und unsere Umwelt – Du würdest ja gerne auf plastikfreies Geschirr bei deinen Kids umstellen. Nur:
„Das machen sie super schnell kaputt“, ist das auch dein erster Gedanke, wenn du hörst, man soll auch kleinen Kindern „echtes“ Geschirr und Gläschen anvertrauen?
Teller, Schüsseln, Becher, Gläser nutzen wir Erwachsenen ja aus Keramik oder Glas. Manchmal geht uns davon sogar etwas kaputt. Passiert halt, kein Problem! Wir gehen sorgsam damit um, denn die Dinge sind uns wertvoll und außerdem haben wir keine Lust auf Scherben bzw. Scherben-Aufräumen. Dass trotzdem mal was kaputt geht, das ist einfach so.
Auch Kindern darf das mal passieren, so ein Malheur. Man muss ja auch erlebt haben, wie das ist, wenn etwas zerbricht. Einen Schreck zu fühlen, weil es kurz laut ist. Zu sehen, wie ein Ding, das eben noch heil war, plötzlich kaputt ist. Wie man Scherben mit großer Vorsicht zusammenkehrt, damit sich niemand daran verletzt.
Das ist kein Plädoyer dafür, die Kinder täglich mit neuem Geschirr zum Kaputtmachen zu versorgen. Im Gegenteil. Es ist ein Plädoyer für die Wertschätzung: gegenüber Dingen, und auch gegenüber Menschen.
Als wir beschlossen, dass unsere Tochter aus einem echten Glas trinken darf, haben wir gespürt, dass es auch ein Zeichen der Wertschätzung ist: Sie gehört dazu, sie macht es wie wir, das ist ganz normal.
Denkst du jetzt: „Klar, wenn man ein Kind hat, das das alles mitmacht: kein Problem!“ Natürlich kennst du dein Kind am besten. Du kannst es gut einschätzen.
Gleichzeitig lade ich dich ein zu versuchen, die Perspektive zu ändern.
Könntest du die Welt durch die Augen deines Kindes sehen: Welche Situation bei Tisch wäre schön für dich?
Wie fühlst du dich, wenn du siehst, dass nur du dieses andere Geschirr bekommst? Gerade Kleinkinder wollen dazugehören, sie sind die motiviertesten Helfer*innen in der Küche und überall, sie lernen turbo-schnell und lieben es, mit Eltern, Geschwistern, Großeltern oder anderen Erwachsenen wichtige Dinge zu tun. Sie brauchen dieses Gefühl, dazuzugehören. Okay zu sein.
Kein Mensch will als „Risiko“ empfunden werden, auch ein Kleinkind nicht.
Geschirr-Tipps nach Montessori
Aus der Montessori-Ecke gibt es zum Thema Geschirr schöne Impulse. Zwei Artikel vom Blog Eltern vom Mars möchte ich dir empfehlen, sie sind wirklich lesenswert:
- Warum „echtes“ Geschirr und welches wir mögen?
- „Echtes“ Geschirr und Besteck für Babys und Kleinkinder?
Becher oder Glas? Was wir für Baby & Kleinkind nutzen
Unsere beiden Töchter haben einen Altersunterschied von acht Jahren. Du kannst dir sicher vorstellen, dass dazwischen viele Erfahrungen liegen – So kam es auch, dass wir bei der Zweiten ein noch viel größeres Bewusstsein für Öko-Sachen hatten, obwohl wir schon bei der Ersten da wirklich sensibel waren.
Ein Plastikbecher zum Trinken kam also gar nicht in Frage. Noch vor ihrem ersten Geburtstag schafften wir kleine Gläser –besser: mini Gläschen– an, die perfekt in unseren Alltag und in Baby- und Kleinkind-Hände passen.
Damit du dir die Sucherei sparen kannst: Es sind französische Bistrogläser mit nur 90ml Fassungsvermögen. Sie bestehen aus gehärtetem Glas, das echt robust und auch hitzebeständig ist. Trotz mehrfachem Herunterfallen zerbrach bei uns bisher keins. Manufactum (Werbung wegen Nennung, unbeauftragt), wo wir die Gläschen her haben, schreibt:
„Wenn es einmal zerspringen sollte, dann nur in tausend kleine, beinahe stumpfe Splitter, die wenig Verletzungsgefahr bieten.“
Kindergeschirr aus Porzellan (im Set oder einzeln)
Es gibt ja super süße Kindergeschirr-Sets und Einzelstücke aus Porzellan. Von den etwas kitschigen Motiven abgesehen, mag ich aber auch die hübsch bedruckten Teller, Schüsseln und Becher für den alltäglichen Gebrauch nicht. Warum? Mir ist es wichtig, dass unsere Augen beim Essen das Essen sehen – und nicht durch intensive Farbe, bunte Muster oder starke Strukturen abgelenkt werden. Mir ist ruhiger bei Tisch tatsächlich lieber! Und das fängt für mich schon bei der Auswahl des Geschirrs und der Gläser an.
Besonderes Kindergeschirr aus Porzellan haben wir zwar auch im Schrank. Das ist ja ein beliebtes Geschenk, das dein Kind vielleicht auch schon bekommen hat. Aber benutzt wird es eher ausnahmsweise, zum Beispiel als Behälter für einen Zwischensnack wie eine Portion frische Kirschen oder ein Häufchen Walnüsse, die wir zusammen knacken.
Bei den alltäglichen Mahlzeiten verwenden wir klassische, weiße Teller und für jede*n am Tisch ein Bistroglas (Glasgröße ungefähr passend zum Durst).
Kindergeschirr aus Melamin & Bambus
Auch das gab es mal geschenkt: ein Set Melamin-Kindergeschirr. Nachdem es nur selten in Gebrauch war und ich mich mit dem Wissen ohnehin nicht wohl fühlte, dass Melamin „eigentlich“ gesundheitlich nicht ganz so okay ist, kam das Set irgendwann weg. Und nein, wir vermissen es nicht.
Ist Melamin-Geschirr gesundheitsschädlich?
Unbedingt lesen solltest du hierzu den Artikel Materialien mit Melamin, verfasst von der Verbraucherzentrale. Damit kannst du dir selbst ein Bild machen und einschätzen, ob die Nutzung von Melamingeschirr für dich in Ordnung ist. Aus diesem Artikel stammt zum Beispiel folgende Information:
„Werden säurehaltige Lebensmittel in melaminhaltigen Behältnissen aufbewahrt oder Essen darin erwärmt, können Melamin und Formaldehyd austreten und auf die Lebensmittel übergehen.“
Wichtig ist auch bewusst zu haben, dass Anwenderfehler das Risiko erhöhen können. Nicht in die Mikrowelle damit! Bei Pfannenwendern oder Kochlöffeln aus Melamin diese nur kurz der Hitze aussetzen! Und so weiter.
Da mir das im Alltag ehrlich gesagt zu stressig ist, verzichten wir lieber ganz auf Gegenstände aus diesem Material. Stattdessen nutzen wir welche, die uns gut tun, weil sie sich richtig anfühlen und teilweise sogar echtes Lieblingsgeschirr sind, das zusätzlich Freude macht.
Ist Bambus-Geschirr gesundheitsschädlich?
Bambusgeschirr hat häufig einen hohen Kunststoff-Anteil. Melamin und Formaldehyd sind leider auch hier ein Thema. Die Verbraucherzentrale schreibt:
„Im Europäischen Schnellwarnsystem (RASFF) werden Küchenutensilien aus Bambusmischungen häufig wegen Überschreitung der gesetzlichen Höchstmengen von Melamin und/oder Formaldehyd gemeldet. Auch bei Untersuchungen der Lebensmittelüberwachung in Baden-Württemberg erwiesen sich viele Bambusgeschirre als nicht verkehrsfähig – teils weil sie Schadstoffe abgeben, teils wegen irreführender Kennzeichnung.“
Kindergeschirr aus Plastik – Vielleicht doch dabei bleiben?!
Wenn so viele Alternativen nicht empfehlenswert sind, sollten wir dann nicht einfach beim Plastikgeschirr bleiben, was ohnehin im Schrank steht? Vielleicht stellst du dir diese Frage gerade.
Bisphenol A (BPA), Phthalate & andere Schadstoffe
Das folgende Zitat stammt von einer Bioanalytikern – und man findet warnende Aussagen dieser Art in vielen Artikeln von qualifizierten Stellen, Einrichtungen und Initiativen.
„Plastik wird aus fossilen Rohstoffen (z. B. Erdöl) hergestellt und ist oft mit Weichmachern (Phthalate), Bisphenol A oder anderen Kunststoffadditiven belastet. Schadstoffe, die den Hormonhausalt beeinflussen können, Proteinfunktionen stören oder sogar krebserregend sein können. Hinzu kommt, dass seine vermeidlich vorteilhafte Eigenschaft der Langlebigkeit ein großes Umweltproblem darstellt. Einmal hergestellt überdauert es hunderte von Jahren und das freigesetzte Mikroplastik belastet unsere Gewässer und Meere.“
Lies gerne auch das ganze Interview mit ihr zum Thema Material für Kindergeschirr.
Brei-Schale ohne Plastik – aus unbehandeltem Holz
Eine wunderschöne Schale für Babybrei habe ich übrigens bei Hans Natur entdeckt (Werbung wegen Nennung, unbeauftragt). Wir brauchen keine, daher kaufe ich auch keine.
Da ich Hans Natur sehr schätze und vertraue, weise ich an dieser Stelle auch gerne auf diese Schale hin.
Geschirr aus Holz
Wichtig, wenn du Geschirr aus Holz kaufst: Es muss unbedingt unbehandelt sein! In Lacken und Ölen sind leider oft erdölbasierte Stoffe und andere möglicherweise bedenkliche Stoffe enthalten.
Daher kaufst du einfach unbehandeltes Holz und reibst es immer mal wieder mit Olivenöl ein.
Was meinst du?
- Wie sieht’s bei dir mit Kindergeschirr und Kindertrinkgefäßen aus?
- Was nutzt ihr?
- Bist du zufrieden?
Teile deine Erfahrung in den Kommentaren, dann können auch andere Eltern davon profitieren.
Herzlichst,
deine Kerstin