Du willst –oder musst– deinen Gewölbekeller sanieren. Jetzt ist’s einfach Zeit! Selber machen ist nicht so dein Ding, stattdessen suchst du eine Fachfirma. Als Architektin, Baubiologin und Eigentümerin eines denkmalgeschützten Fachwerkhauses (mit 2 Gewölbekellern) möchte ich dir vor allem sagen:
Überlege dir gut, mit welcher Fachfirma du deinen Gewölbekeller sanierst!
Nicht jede Firma, die sich das selbst zutraut, liefert dir ein langfristig gutes Ergebnis. Anstatt direkt auf eine Fachfirma zuzugehen und quasi blind in den Anbieter-Topf zu greifen, empfehle ich dir folgendes Vorgehen:
- Statiker finden, und zwar einen vom alten Schlag, ein alter Hase, der schon zig, wenn nicht sogar hunderte solcher Projekte begleitet hat.
- Vereinbare mit diesem Statiker telefonisch einen Vorort-Termin und frage ihn gleichzeitig nach einem Tipp, welche Fachfirma zur Gewölbekeller-Sanierung er empfehlen kann.
- Rufe diese Fachfirma an, beziehe dich auf den Statiker (nenne seinen Namen, vielleicht darfst du auch Grüße von ihm ausrichten) und bitte darum, dass jemand von dieser Firma zum Vororttermin mit dem Statiker dazukommt.
- Genieße den Vororttermin und lass die Expertise des Statikers und der Fachfirma zusammenkommen.
- Kommuniziere ggf. authentisch, welches Budget du zur Verfügung hast, und übe dich aktiv darin, positiv und wertschätzend zu kommunizieren.
Warum einen Statiker zur Gewölbekeller-Sanierung hinzuziehen?
Wenn man am Haus etwas anpackt, will man es erledigt haben und nicht in drei, vier Jahren nochmal an den gleichen Bereich ran müssen, oder?
Bei einem Gewölbekeller geht es zunächst nicht um die Optik, sondern ganz stark um die Statik. Das Gewölbe muss standfest sein und langfristig gut tragen, was darüber an Last aufliegt.
Bei einem Haus muss immer das Fundament stimmen, sonst gibt’s weiter oben Probleme. Der Gewölbekeller deines Hauses bildet einen Teil des Fundaments, also pass gut darauf auf.
Veränderungen der Gewölbekeller-Statik durch Klimawandel
Unser Haus- und Hof-Statiker, ein wunderbarer Mann, unerschrocken, mega erfahren, pragmatisch und gleichzeitig behutsam, machte uns auf etwas aufmerksam, was auch für dich wichtig ist zu wissen.
Durch den Klimawandel sinkt in weiten Teilen Deutschlands der Grundwasserspiegel ab. Das führt zu trockenerem Erdreich.
Die Aussenwände eines Gewölbekellers gehen häufig gegen Erdreich. Du kannst dir sicher vorstellen, was nun passiert, wenn das Erdreich trockener wird: Es zieht sich zusammen, wird quasi weniger, und gibt unter der Last des Gewölbes etwas nach. Das Gewölbe sackt ab, es entstehen Risse.
Auch das kann ein guter Grund sein einen Statiker hinzuzuziehen, wenn man sich ohnehin an die Sanierung des Gewölbekellers macht.
Feuchten Gewölbekeller sanieren (Schimmel)
Wie oben beschrieben, haben wir aus statischer Sicht eher ein Problem mit Trockenheit statt mit Feuchte.
Gleichzeitig ist zu viel Wasser bzw. Feuchtigkeit im Gewölbekeller nach wie vor ein Problem. Verrückt, aber wahr. Warum ist das so?
Früher, als die Gewölbekeller gebaut wurden, war stets eine ordentliche Belüftung vorgesehen. Es gab meist mehrere Öffnungen, durch die kontinuierlich frische Luft einströmte und Kellerluft ausströmte.
Die Bewohner*innen oder Nutzer*innen eines Hauses mit Gewölbekeller wussten genau, wie sie ihren Keller „bedienen“ mussten. Je nach Aussentemperatur und Witterung wurden die Belüftungsklappen geöffnet oder geschlossen. Eine Wissenschaft für sich! Diese Arbeit gehörte zum Alltag, so wurde das Gebäude sorgfältig behandelt und quasi auch instand gehalten.
Heute sind die Öffnungen vieler Gewölbekeller einfach zugebaut, zugestopft oder verdreckt. Außerdem gibt es kaum noch Menschen, die Lust haben, regelmäßig Belüftungsklappen zu bedienen.
In der Folge gibt es zu wenig oder gerade die falsche Luftzirkulation. Falsche? Ja, denn wenn z.B. warme, feuchte Luft im Sommer in den Keller strömt, zieht sich diese im kühlen Gewölbekeller zusammen und muss dabei Feuchtigkeit abgeben. Kondensat setzt sich ab an den kühlsten Stellen im Keller – Bauteile werden feucht.
Langfristig kann durch diesen wenig idealen und unsensiblen Umgang mit Gewölbekellern ein Schaden entstehen, zum Beispiel ein gesundheitsschädlicher Schimmel-Befall.
Bei der Sanierung darum unbedingt an eine passende Belüftung denken!
Boden des Gewölbekellers sanieren
Unsere Gewölbekeller haben noch einen gestampften Lehmboden, ganz ursprünglich. Wir haben nicht vor, aus den Gewölbekellern beheizbare Aufenthaltsräume zu machen, daher werden wir maximal einen Backstein-Bodenbelag einbringen mit einer Kies/Splitt-Schicht darunter zum Ausgleich der Unebenheiten und als Drainageschicht, damit ggf. eintretendes Wasser schnell entweichen kann.
Hier im Forum fachwerk.de findest du einige Gedanken zum Thema Gewölbekeller-Boden sanieren.
Gewölbekeller abdichten? Lieber nicht!
Insbesondere von Horizontalsperren und Innenabdichtungen in Gewölbekellern halte ich nicht viel, da dadurch die natürlichen Prozesse wie Abgabe von Feuchtigkeit aus Wand und Gewölbe an den Innenraum nicht mehr stattfinden können und die Feuchtigkeit nach wie vor da ist. Kapillar „stehende“ Feuchtigkeit in Bauteilen ist nix, das funktioniert langfristig nicht, denn Wasser will in Bewegung sein.
Vielleicht hast du Glück und es funktioniert in deinem Fall. Meiner Erfahrung nach, auch aufgrund meines Verständnisses vom Umgang mit historischen Gebäuden und durch meine Einblicke als Architektin und angehende Baubiolog*in ist es aber immer ein wirklich großes Risiko, sich gegen zwei der stärksten Kräfte dieser Welt zu stellen: Wasser und Sonne.
Langfristig gesund bleibt ein Gebäude, wenn man es schafft, sich quasi mit diesen Kräften zu bewegen anstatt sich ihnen in den Weg zu stellen. Bestimmt verstehst du, was ich meine!
Alles Gute für deine Gewölbekeller-Sanierung wünscht dir
Kerstin
PS: Tipp zum Weiterlesen ist der Artikel Schritt für Schritt den Gewölbekeller sanieren.