Förderungen und Zuschüsse machen den Kauf von e-Autos im Moment attraktiv ohne Ende. Wie nachhaltig sind Elektroautos? Ist es besser, einen Benziner oder Diesel zu kaufen? Lies diesen Artikel, wenn du dir überlegst, ob du dir jetzt ein Elektroauto zulegen sollst.
Hier findest du Infos zur Ökobilanz aus einer aufschlussreichen Statistik, Insider-Tipps zum Laden (d)eines Elektroautos und Hintergrundinfos, die du unbedingt kennen musst.
Jetzt die Chance nutzen & ein Elektroauto kaufen – ?
Na klar, „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ fragst du dich im Moment sicherlich auch. Du willst die Zuschüsse absahnen, der Staat ist ja wahrlich spendabel derzeit.
Aber – Hand aufs Herz:
- BRAUCHST du dieses Fahrzeug wirklich?
- Brauchst DU dieses Fahrzeug wirklich?
- Brauchst du DIESES FAHRZEUG wirklich?
- Brauchst du dieses Fahrzeug WIRKLICH?
Die beste Ökobilanz hat ja –Surprise!– das Auto, das gar nicht erst angeschafft wird.
Nutze die vier Fragen oben und denke sie für dich durch.
Treibhausgasemission unterschiedlicher Fahrzeuge (Pkw)
Ehrliche Ökobilanzen sind in Deutschland NOT THAT EASY zu finden.
So verweist sogar Greenpeace (.de!) im Artikel Wie steht’s mit dem e-Auto? auf eine Publikation das österreichische Umweltbundesamt mit dem Titel Ökobilanz alternativer Antriebe.
Kennen musst du aus dieser Publikation diese beiden Infografiken, bevor du dich für die Anschaffung eines Neuwagens entscheidest:
Ökobilanz von Elektroautos im Vergleich
Eine wunderbare Grafik, oder? Jepp, wenn du aufmerksam geschaut hast, siehst du, dass sie aus dem Jahr 2015 stammt. Wir können davon ausgehen, dass das Ergebnis im Vergleich nach wie vor stimmt.
Möglicherweise hat sich inzwischen das Ergebnis sogar zu Gunsten der e-Autos entwickelt, da sich gerade hinsichtlich der Strom-Speicherung aktuell viel tut.
Was zeigt uns die Grafik?
– Lebenszyklus eines Autos
Das österreichische Bundesamt stellt in dieser Grafik dar, welche Treibhausgas-Emissionen durch Pkw mit unterschiedlicher Antriebsart verursacht werden.
Und zwar über den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs, also von der Herstellung der Karosse, ggf. des Akkus, über die Energiebereitstellung, den Fahrbetrieb, bis hin zur Entsorgung.
Erste Erkenntnis: Man kann deutlich ZWEI Kategorien erkennen. Diese habe ich dir hier genau markiert.
Ganz klar ist also: Egal, ob Benziner oder Diesel – In der Bilanz schneiden beide wahrlich schlecht ab.
Die mit Strom betriebenen Pkw dagegen verursachen nur ein grobes Sechstel der Treibhausgasemission von Diesel/Benzinern.
Wenn du dir also unbedingt ein neues Auto zulegen willst und dabei für möglichst wenig Treibhausgase verantwortlich sein willst: Nimm gemäß dieser Auswertung ein Elektroauto.
Zweite Erkenntnis: Bei den Elektroautos schneiden diejenigen besonders gut ab, die mit echtem Ökostrom getankt werden.
Schau dir in der Grafik bitte die DUNKELBLAUEN Bereiche im Diagramm an. Bei den Elektroautos siehst du, dass es hier deutliche Unterschiede gibt.
Dunkelblau steht im Diagramm für die Energiebereitstellung. In dieser Studie wird unterschieden zwischen
- Ö-Strom und
- UZ-46 Strom.
Mit Ö-Strom ist der durchschnittliche Strommix in Österreich gemeint.
Spannend ist der Strom UZ-46, den ich aus Deutschland so nicht kenne und deshalb recherchiert habe.
Strom UZ-46: Das Umweltzeichen Nummer 46 für grünen Strom in Österreich
In Österreich gibt es die sogenannte Umweltzeichenrichtlinie. Die Nummer 46 beschäftigt sich mit Grünem Strom. Folgende Aspekte sind spannend:
- „Grüner Strom muss einen Mindestanteil von Strom aus Photovoltaik beinhalten und kann aus Biomasse, Erdwärme, Sonne, Wind oder Wasserkraft stammen.“
- Nur Stromanbieter mit reinem „grünen“ Strom werden zertifiziert. Anbieter, die auch anderen Strom liefern, z.B. aus Kohle, Atom etc. erhalten die Zertifizierung auch NICHT für ihre Ökostrom-Tarife.
- Der getrennte Handel von Zertifikaten und Strom ist nicht erlaubt.
- Es gibt bestimmte ökologische Anforderungen an Wasserkraftwerke.
- Mindestens 10% des grünen Stroms muss aus Anlagen kommen, die jünger als 15 Jahre sind.
- Die Ökostromanbieter müssen den Verbrauchern zeigen, wie sie generell Strom einsparen können.
Ökostrom in Deutschland – Lade dein Elektroauto mit einem von diesen Ökostromanbietern
Kurz und knapp: In Deutschland gibt es leider kein einheitliches Siegel, wie das UZ-46 in Österreich.
Auf diese vier Anbieter kannst du vertrauen:
- Energiewerke Schönau (EWS)
- Greenpeace Energy
- Naturstrom
- Lichtblick
In meinen Ressourcen & Empfehlungen findest du diese und weitere Tipps mit Verlinkung.
Bitte, bitte lass die Finger von „Ökostrom“ von Anbietern, die auch anderen Strom verkaufen.
Wenn du schon umstellst, dann entscheide dich gleich für diejenigen, die volle Pulle auf Nachhaltigkeit setzen – und lass die links liegen, die nur durch die Dollar-Brille aufs Thema Strom schauen.
Ladesäule der EnBW in Stuttgart – Ist das Ökostrom?
Hier in Stuttgart ist das Netz an Ladesäulen komfortabel dicht. Unser kleines Elektroauto bekommen wir hier schnell & easy geladen.
Leider war die Antwort ernüchternd, die ich auf meine Anfrage per eMail von der EnBW erhalten habe:
Wenn du dein Elektroauto also ganz klassisch an der „öffentlichen“ Ladesäule tankst, dann fährst du leider nur zu 38,2% „ökologisch“.
Doof, ne?
Informier dich in deiner Stadt und bei deinem Ladesäulen-Anbieter vor Ort, welcher Strom hier verwendet wird. Vielleicht hast du ja Glück und lebst in einer Stadt, die hier zukunftsorientierter unterwegs ist – Ich drück dir die Daumen!
Für mich hier in Stuttgart heißt das jedenfalls:
- Auto abends zuhause anstöpseln.
- Strom von Greenpeace Energy in den Akku ziehen.
- Die öffentlichen Ladesäulen nur im Notfall nutzen.
So, damit sind wir auch fast schon am Ende des Artikels.
Treibhausgas-Emission je gefahrenem Kilometer
Dieses zweite Diagramm aus der Publikation des österreichischen Umweltbundesamts (s.o.) will ich dir nicht vorenthalten.
Es ist spannend zu sehen, wie sich Elektroautos und Benziner / Diesel nicht nur in der Gesamtbilanz bzgl. Treibhausgasemission unterscheiden.
Ein weiterer Faktor ist der Einsatz des Fahrzeugs innerorts (IO), außerorts (AO) und auf der Autobahn (AB).
Wieder siehst du glasklar, dass die das Elektroauto mit echtem Ökostrom der Gewinner ist.
Der Loser schlechthin ist der innerorts fahrende Benziner. Furchtbar, dass es hiervon einfach unglaublich viele gibt…
Change that!
„Innerorts benutze, mit fossilen Kraftstoffen betriebene Fahrzeuge benötigen insgesamt den größten Energieaufwand.“
Ökobilanz alternativer Antriebe, Publikation des österr. Umweltbundesamts
Tja, und bevor ich mich nun verabschiede, kommt leider noch der Wehrmutstropfen – sorry.
„Neue Rohstoffstrategie der Bundesregierung ignoriert Klimaschutz und Menschenrechte“
Unter diesem Titel veröffentlichten Anfang 2020 folgende Initiativen eine gemeinsame Pressemitteilung:
- Brot für die Welt
- Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
- Christliche Initiative Romero
- Forum Umwelt & Entwicklung
- Germanwatch
- Inkota
- Misereor
- Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
- Powershift
- World Economy, Ecology & Development (WEED)
- World Wide Fund For Nature (WWF)
Die Rohstoffbeschaffung ist ein heikles Thema. Lass mich dir darum zum Abschluss diese Leseempfehlung mit auf den Weg geben.
Denn beim Auto geht’s um MEHR als die reine Bilanz der Treibhausgasemission – Wenn auch dies natürlich ein wichtiger Nachhaltigkeitsaspekt ist!
Bevor du dich also final für oder gegen ein (e-)Auto entscheidest, lies die Pressemitteilung zur Gewinnung von Rohstoffen – Und was wir unberücksichtigt lassen, wenn wir finden, dass wir „eigentlich sozial“ sind.
Wir müssen die komplette Kette vom Rohstoff bis zur Entsorgung mitdenken, wenn wir nachhaltig leben wollen. Und zwar ökologisch, sozial und wirtschaftlich.
- Wie ökologisch, sozial und wirtschaftlich ist die Herstellung eines Akkus für ein Elektroauto?
- Wie ökologisch, sozial und wirtschaftlich ist die Förderung von Erdöl und die Herstellung von Benzin und Diesel für Autos mit Verbrennungsmotor?
Denk‘ das Ganze. Und darüber hinaus.
Auf eine gute Entscheidung!
Herzlichst, Kerstin